Antibiotikaresistenzen in jeder dritten Hähnchenprobe von Kaufland festgestellt
Einer aktuellen Untersuchung zufolge, die im Auftrag von RTL durchgeführt und von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ausgewertet wurde, ist jede dritte Hähnchenfleischprobe aus dem Billigsortiment von Kaufland mit gesundheitsgefährdenden und gegen Reserveantibiotika resistenten Keimen belastet. Untersucht wurden insgesamt 30 Proben aus der Haltungsform 2. Besonders bedenklich: Der Einsatz sogenannter Reserveantibiotika gilt als wesentliches Risiko für die Entstehung multiresistenter Erreger, die bei der Behandlung schwerer Infektionen beim Menschen eine wichtige Rolle spielen.
DUH kritisiert Preisdruck in der Lebensmittelkette
Die DUH sieht im zunehmenden Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel eine zentrale Ursache für den Einsatz hochwirksamer Antibiotika in der Geflügelmast. Lieferanten seien gezwungen, kostengünstig zu produzieren, wodurch der Missbrauch von Antibiotika zur Routine werde. „Wir zahlen für Billigfleisch mit unserer Gesundheit und extremem Tierleid“, warnte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Seiner Ansicht nach tragen insbesondere die großen Handelsketten Verantwortung: „Nur vier Discounter und Supermärkte kontrollieren über 85 Prozent des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Diese können ihre Lieferanten preislich so unter Druck setzen, dass diese in großem Stil zu Reserveantibiotika greifen.“
Die DUH fordert Kaufland auf, Billig-Hähnchen aus seinem Sortiment zu nehmen und stattdessen generell auf höhere Tierhaltungsstufen wie Biofleisch umzustellen. Zudem fordert die Organisation von der Bundesregierung strukturpolitische Maßnahmen gegen den Preisdruck im Lebensmitteleinzelhandel zugunsten von Gesundheitsschutz und Tierwohl.
Hygieneprobleme und Keimbelastung durch Campylobacter
Zusätzlich ergab die Analyse, dass jede zweite Probe Campylobacter-Keime enthielt. Diese Keime gelten als eine der häufigsten Ursachen für bakterielle Durchfallerkrankungen in Deutschland. Laut dem Robert Koch-Institut erkranken jährlich über 50.000 Menschen an durch Campylobacter ausgelösten, meldepflichtigen Infektionen.
Reinhild Benning, DUH-Expertin für Landnutzung und Agrarökologie, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Fleisch mit Antibiotikaresistenzen und Ekelkeimen ist eine echte Gesundheitsgefahr.“ Sie beklagt, dass auch offensichtliche Verstöße gegen geltende Hygienegesetze in Schlachthöfen bislang nicht zu Verkaufsverboten oder Sanktionen geführt haben. Die derzeit gültigen EU-Grenzwerte gelten ausschließlich für behördliche Proben aus Schlachthöfen – nicht jedoch für Produkte im Supermarkt.
DUH fordert gesetzliche Regelungen nach europäischem Vorbild
Aus Sicht der DUH liegt die Verantwortung neben dem Handel auch bei der Politik. Die Umweltorganisation verweist auf strengere gesetzliche Regelungen in anderen EU-Ländern wie Spanien, Frankreich, Italien und Belgien. Diese hätten bereits Maßnahmen gegen unfaire Preisgestaltung in der Lebensmittelkette etabliert. Die neue Bundesregierung müsse solche Modelle aufgreifen und für Deutschland anpassen sowie zügig umsetzen.