Online-Handel in Deutschland im Aufwind
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 verzeichnete der Online-Verkauf von Waren in Deutschland ein Umsatzwachstum von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was einem Gesamtumsatz von 39,84 Milliarden Euro entspricht. Besonders bemerkenswert war die Entwicklung im zweiten Quartal, in dem der Umsatz um 3,8 Prozent stieg, verglichen mit einem Anstieg von 3,2 Prozent zu Jahresbeginn.
Digitale Dienstleistungen wachsen stärker
Auch digitale Dienstleistungen wie Reisebuchungen und Ticketkäufe zeigten ein robustes Wachstum von 4,4 Prozent und erreichten ein Umsatzvolumen von 3,9 Milliarden Euro. Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh, kommentierte den Trend mit den Worten: „Die Shoppinglaune der Deutschen kommt langsam, aber stetig zurück. Davon profitiert vor allem der Onlinehandel, der die Menschen über soziale Medien, Apps und KI im digitalen Alltag am besten erreicht.“
Einfluss von KI auf Kaufentscheidungen
Künstliche Intelligenz wird zunehmend in den Einkaufsprozess integriert. Rund 19,3 Prozent der Befragten geben an, bereits auf KI-Anwendungen wie „ChatGPT“ für Produktempfehlungen zurückgegriffen zu haben. Dennoch bleiben viele Konsumenten skeptisch: Sechs von zehn Befragten sind unwahrscheinlich bereit, einer KI-Empfehlung ohne weiteren Alternativenvergleich zu folgen.
Branchenkategorie: Bekleidung und Heimtextilien im Fokus
Im zweiten Quartal erlebte die Bekleidungskategorie einen Anstieg von 5,2 Prozent, mit Schuhen als Spitzenreiter (+7,6 Prozent). Die stärkste Einzelkategorie waren jedoch Haus- und Heimtextilien, die in den Frühlingsmonaten um 10,5 Prozent zulegen konnten. Online-Apotheken verzeichneten dank des „E-Rezepts“ ein Umsatzwachstum von 7,2 Prozent bei Medikamenten.
Herausforderungen für bestimmte Kategorien
Andererseits mussten Kategorien wie Auto- und Motorradzubehör (-6,0 Prozent), Elektronikartikel und Telekommunikation (-3,7 Prozent) sowie Bücher, Ebooks und Hörbücher (-2,2 Prozent) Umsatzrückgänge hinnehmen. Der Wettbewerbsdruck bleibt hoch, und nicht alle Marktteilnehmer profitieren gleichermaßen vom Aufschwung.
Marktplätze und Herstellerangebote profitieren
Online-Marktplätze konnten ihren Umsatz im zweiten Quartal um 5,9 Prozent steigern, während Herstellerangebote (D2C) um 5,6 Prozent zulegten. Händler mit eigenen Online-Shops verbesserten ihre Umsätze um 2,7 Prozent nach schwachen Vorquartalen. Multichannel-Händler hingegen sahen sich einem Rückgang von 2,8 Prozent gegenüber.
Markteinfluss asiatischer Plattformen
Asiatische Anbieter wie Temu, Shein und AliExpress spielten eine bedeutende Rolle beim E-Commerce-Wachstum. Ihr Anteil an allen Bestellungen erhöhte sich von 5,5 Prozent im zweiten Quartal 2025 auf nunmehr 6,4 Prozent. Besonders im Modesegment gelang es ihnen, 14,1 Prozent aller Bestellungen für sich zu gewinnen, wobei Modeschmuck einen Anteil von mehr als 28 Prozent erzielte. Ihr kumuliertes Umsatzwachstum über alle Warengruppen hinweg betrug im Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2025 mehr als 37 Prozent auf fast 1 Milliarde Euro.