Grünes Wachstum: Wie Bürgerinitiativen den Insektenschutz vorantreiben

Ein Wettbewerb macht Schule: Mehr als 18 Hektar insektenfreundlich bepflanzt – Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft setzen ein Zeichen für Artenvielfalt

In Zeiten von Artensterben, Klimakrise und schwindender Biodiversität setzen Initiativen wie Deutschland summt! ein kraftvolles Signal: Engagement wirkt – auch im Kleinen. Die Stiftung für Mensch und Umwelt zieht zum Abschluss ihres bundesweiten Pflanzwettbewerbs 2025 eine beeindruckende Bilanz: Über 7.700 Menschen aus ganz Deutschland beteiligten sich an 345 Pflanzaktionen, die zusammen eine Fläche von rund 18 Hektar – das entspricht etwa 26 Fußballfeldern – in blühende Lebensräume für Insekten verwandelten.

Die Aktion, die 2025 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, richtet sich an alle gesellschaftlichen Gruppen – von Kindergärten über Schulen bis hin zu Unternehmen und Vereinen. Besonders aktiv war erneut Nordrhein-Westfalen, das mit 72 eingereichten Projekten an der Spitze der Bundesländer steht.

Bildung als Hebel für Nachhaltigkeit

Die aktivste Teilnehmergruppe: Schulgärten mit 83 Beiträgen, gefolgt von kleinen Privatgärten (66) und Kita-Gärten (43). Wirtschaftlich bemerkenswert: Der Wettbewerb motiviert nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen, auf ihren Freiflächen Lebensräume für Wildbienen und Co. zu schaffen – ein wachsender Trend, der sich auch in der naturnahen Gestaltung von Firmengeländen und Wohnungsbauprojekten abbildet. Die Stiftung betreibt hierfür einen zertifizierten Naturgarten-Fachbetrieb und ist bundesweit aktiv.

Engagement über den Gartenzaun hinaus

Doch das Projekt geht weiter als reine Pflanzaktionen: Die Teilnehmer*innen sind angehalten, ihr Wissen zu teilen – etwa über Social-Media-Kampagnen, Gartenführungen oder lokale Pressearbeit. „Das Weitergeben von Naturgarten-Wissen macht vielen Leuten sehr viel Freude“, sagt Wettbewerbsleiterin Julia Sander. Die Jury, unter anderem besetzt mit Naturgarten-Pionier Dr. Reinhard Witt, bewertet daher nicht nur die Biodiversität der Flächen, sondern auch die Kommunikationsleistung der Gruppen.

Weniger Fläche, aber stabile Beteiligung

Zwar gingen in diesem Jahr weniger Beiträge ein als 2024 (damals: 392), auch die durchschnittliche Projektfläche ist etwas kleiner. Dennoch sieht die Stiftung darin keinen Rückschritt – im Gegenteil: „Wir merken, dass viele Menschen erstmal testen wollen, wie sich Naturgärtnern anfühlt. Total schön zu sehen, wie viele Menschen – ob zum ersten oder wiederholten Mal – mit Begeisterung aktiv werden und so Umweltbildung lebendig und wirksam in die Fläche tragen“, betont die Stiftungsleitung Dr. Corinna Hölzer und Cornelis F. Hemmer.

Die Gewinner*innen des Wettbewerbs werden am 27. September 2025 in den Gärten der Welt in Berlin prämiert. Die Auswahl basiert unter anderem auf der Verwendung heimischer Blühpflanzen, dem Anlegen strukturreicher Lebensräume wie Totholzhaufen, Trockenmauern oder Wasserstellen – und eben dem Mut zur Kommunikation.

Hintergrund: Warum Insekten retten?

Der Rückgang von Insektenarten ist ein drängendes ökologisches Problem. Die Zerstörung von Nistplätzen und das Verschwinden blütenreicher Flächen gefährden Bestäuber wie Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer, die essenziell für Ökosysteme und unsere Landwirtschaft sind. Ihr Fehlen gefährdet mittelbar auch Vögel, Kleinsäuger und letztlich den Menschen selbst.

Über die Stiftung

Die Stiftung für Mensch und Umwelt mit Sitz in Berlin und Bad Essen arbeitet mit einem achtköpfigen Team an Projekten, die naturnahes Grün in Städte und Wohnquartiere bringen. Über ihren Naturgarten-Fachbetrieb berät sie Kommunen und Wohnungsbauunternehmen bei der ökologischen Flächengestaltung.

Mehr Informationen:
🌐 www.deutschland-summt.de
🌐 www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Bild: Ein ehemaliger Gewinnergarten beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2024 © Wolke

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