Möglichkeiten im Gebäudebestand gewinnen an Bedeutung
Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum wird für viele Haushalte zunehmend schwieriger. Besonders in Großstädten bleibt Wohnraum knapp, während der Neubau dem Bedarf nicht hinterherkommt. Angesichts dieser Entwicklung rückt der Gebäudebestand stärker in den Fokus von Politik, Bauwirtschaft und Immobilienbesitzern.
Umbau statt Neubau: Bevölkerung steht hinter dem Konzept
Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung bewerten laut einer Umfrage der Bundesstiftung Baukultur den Erhalt und Umbau bestehender Gebäude positiv. Mit dem Begriff „Umbau“ verbinden sie Erneuerung und Verbesserung. Knapp 90 Prozent der Befragten im Rahmen des Baukulturberichts 2024/25 sprechen sich dafür aus, nicht genutzte Büroflächen in Wohnungen umzuwandeln, insbesondere in innerstädtischen Lagen.
Nachverdichtung bietet ökologische und finanzielle Vorteile
Umbauten im Bestand gelten als wirtschaftlich und nachhaltig zugleich. Nachverdichtungsmaßnahmen – etwa Dachausbauten oder seitliche Anbauten – sind im Vergleich zum Neubau nicht nur ressourcenschonender, sondern auch kostengünstiger.
Das Baukosteninformationszentrum deutscher Architektenkammern (BKI) gibt dafür konkrete Zahlen an: Ein Dachausbau kostet durchschnittlich 1.797 Euro pro Quadratmeter Bruttogrundfläche, ein Anbau rund 1.738 Euro. Dagegen schlägt ein Neubau im Durchschnitt mit 2.765 Euro zu Buche. Aufstockungen sind dagegen ähnlich teuer wie ein Neubau, was auf höhere Planungs- und Genehmigungsanforderungen zurückzuführen ist.
Nutzung von „unsichtbarem“ Wohnraum
Auch kleinere Maßnahmen im privaten Bereich können laut Experten entscheidend sein. Albrecht Luz, Immobilienexperte der Landesbausparkassen (LBS), weist auf ungenutzte Potenziale innerhalb bestehender Immobilien hin. So sagt er: „Im Grunde kann sich jeder, der eine Immobilie erwirbt oder bereits besitzt, fragen, ob es darin nicht mehr genutzte oder versteckte Wohnflächen, wie zum Beispiel ehemalige Kinderzimmer oder Dachböden gibt, die umgenutzt werden können.“
Gerade für junge Familien, die ein älteres Haus kaufen und sanieren wollen, könne sich laut Luz die Schaffung einer Einliegerwohnung im Dachgeschoss lohnen. Die daraus resultierenden Mieteinnahmen könnten zur Finanzierung beitragen. Darüber hinaus werde so auch die Wohnqualität erhöht, da häufig zugleich energetische Sanierungen erfolgen.
Finanzierungshilfen für private Eigentümer
Umbaumaßnahmen sollten allerdings finanziell realistisch geplant werden. Laut Albrecht Luz bietet die LBS spezielle Finanzierungsmöglichkeiten: „Die Landesbausparkassen bieten zinsvergünstigte Kredite, die speziell auf die Finanzierung von Modernisierungsmaßnahmen zugeschnitten sind.“ Darüber hinaus seien Darlehen bis 50.000 Euro in Verbindung mit einem LBS-Bausparvertrag sogar ohne Grundbucheintrag möglich. „Das geht schnell, ist unbürokratisch und somit günstiger“, so Luz.
Potenziale bei Gewerbeimmobilien und Büroflächen
Auch bei gewerblich genutzten Immobilien besteht laut Experten erhebliches Potenzial. Durch Umnutzung, Aufstockung und Nachverdichtung könnten in Deutschland etwa zwei Millionen neue Wohnungen entstehen – allein aus Büro- und Verwaltungsgebäuden. Das geht aus Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen hervor.
Gerade Eigentümer größerer Gebäude wie Bürokomplexe oder Mehrfamilienhäuser könnten durch eine systematische Aufstockung zusätzliche Mietwohnungen schaffen. Allerdings zeigen sich dabei oft Hemmnisse. Zu den Hürden zählen laut der Pressemeldung Bürokratie, Unsicherheit über Förderprogramme sowie ein Informationsdefizit auf Seiten der Eigentümer.
Foto: LBS Infodienst Bauen und Finanzieren