Gutex eröffnet CO₂-neutrales Werk – nachhaltige Dämmstoffe aus dem Schwarzwald

Eschbach/Stuttgart – Im neuen Werk der Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH + Co. KG rollen seit Kurzem klimafreundliche Holzdämmplatten vom Band. Der Neubau nahe Freiburg markiert nicht nur einen logistischen Vorteil im Dreiländereck, sondern auch einen Meilenstein für nachhaltiges Bauen in Deutschland.

Der neue Produktionsstandort von Gutex im Gewerbepark Breisgau vereint auf rund sechs Hektar Fläche Produktion, Verwaltung und Logistik. Mit dem Umzug stärkt das Traditionsunternehmen aus Eschbach seine Marktposition in Deutschland, Frankreich und der Schweiz – und setzt zugleich neue Maßstäbe in Sachen Klimaschutz: Der gesamte Produktionsprozess ist CO₂-neutral gestaltet.

Grüne Energie, kurze Wege

Für den CO₂-neutralen Betrieb setzt Gutex auf ein integriertes Energiekonzept. Der Strom stammt aus einer großflächigen Photovoltaikanlage, die Biomasseanlage vor Ort nutzt Produktionsreste wie Rinde und Waldhackschnitzel zur Wärmegewinnung. Ergänzt wird das System durch die Abwärme einer benachbarten Müllverbrennungsanlage. Diese Kombination senkt nicht nur den Energiebedarf, sondern macht das Werk weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen.

„Durch den neuen Standort können wir unsere Rohstoffe künftig noch regionaler beziehen – nicht nur aus dem Schwarzwald oder der Schweiz, sondern auch aus den nahegelegenen Vogesen. Das verbessert unseren ökologischen Fußabdruck erheblich“, sagt Geschäftsführer Claudio Thoma, der das Familienunternehmen in vierter Generation leitet. Sein Ziel: Die Bedürfnisse der Kunden mit einer langfristigen Verantwortung für kommende Generationen verbinden.

Lean Management auf der Baustelle

Begleitet wurde das Großprojekt vom Stuttgarter Beratungsunternehmen Drees & Sommer. Das auf Bau und Immobilien spezialisierte Unternehmen setzte bei der Projektsteuerung auf Lean Construction Management – ein Verfahren, das ursprünglich aus der Automobilindustrie stammt. Dabei werden alle Abläufe minutengenau geplant und direkt auf der Baustelle visuell dargestellt. „So lassen sich Probleme frühzeitig erkennen und flexibel lösen“, erklärt Manuel Vogt, Senior Lean Consultant bei Drees & Sommer.

Auch in der Schlussphase des Projekts waren die Berater eng eingebunden – vor allem, um die Qualitätssicherung und Kommunikation zwischen den Beteiligten zu gewährleisten. „Gerade zum Projektende hin ist regelmäßiger Austausch entscheidend“, so Teamleiter Daniel Petran.

Ein Dämmstoff mit Klimabilanz

Holzfaserplatten gelten als klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Dämmmaterialien. Sie bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und speichern im Schnitt über sechs Tonnen CO₂ pro Einfamilienhaus. Nach über 50 Jahren Nutzungsdauer lassen sie sich vollständig recyceln oder energetisch verwerten – dabei wird nur das zuvor gebundene CO₂ wieder freigesetzt.

Neben der positiven Klimabilanz punkten die Platten mit hoher Wärmespeicherfähigkeit: Sie schützen effektiv vor Hitze im Sommer und Kälte im Winter. Damit tragen sie nicht nur zur Senkung von Heizkosten, sondern auch zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden bei.

Fazit: Ein Modell für nachhaltiges Bauen

Mit dem neuen Werk in Eschbach zeigt Gutex, wie ressourcenschonende Produktion und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können. Der CO₂-neutrale Ansatz, die regionale Verankerung und die effizienten Bauprozesse machen das Projekt zu einem Vorbild für die gesamte Bauindustrie – nicht zuletzt in Zeiten wachsender Klimasensibilität.

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